Die Bedeutung der Moore und der Nachteil des Torfabbaus

19. Februar 2024 0 Von chrissi
Die Bedeutung der Moore und der Nachteil des Torfabbaus

Wenn man an Moore denkt, kommen einem oft düstere Bilder in den Sinn, die von traurigen Filmszenen geprägt sind. Aber die Wahrheit ist, dass Moore eine unglaublich vielfältige und friedliche Waldlandschaft bieten, die reich an Grün, Moosen, Flechten, Farnen und einer Vielzahl von Insekten ist. In großen Bereichen steht das Wasser nicht sichtbar über dem Boden, sondern knapp darunter, was die Moore zu einem einzigartigen Ökosystem macht.

Leider machen intakte Moorböden heute nur noch etwa 3% der weltweiten Fläche aus, obwohl sie riesige Mengen an Kohlenstoff im Torf speichern – mehr als alle Wälder zusammen! In Deutschland bedeckten Moore ursprünglich knapp 1,3 Millionen Hektar des Landes. Allerdings wurden sie bis heute zu über 95 Prozent hauptsächlich für die Land- und Forstwirtschaft, aber auch für den Torfabbau trockengelegt. Diese Entwässerung wurde damals als wichtige Kulturleistung angesehen, die viele Gebiete für den Menschen erst nutzbar machte. Allerdings gingen dadurch auch wichtige Lebensräume seltener Tier- und Pflanzenarten verloren.

Die negativen Auswirkungen des Torfabbaus

Torf wird in ganz Europa in großen Mengen im Gartenbau verwendet und liefert sogar noch knapp 60% des Ausgangsmaterials aller hergestellten Substrate. Er besteht etwa zur Hälfte aus Kohlenstoff, der durch die Trockenlegung von Mooren und den Torfabbau nicht mehr unter Wasser im Boden gebunden ist, sondern im Laufe der Zeit durch Oxidation als CO2 freigesetzt wird und nach und nach in die Atmosphäre aufsteigt. Zudem speichern Moore Stickstoff, der bei Entwässerung in klimaschädliches Lachgas (N2O) umgewandelt wird. Durch die Auswaschung von Nitrat und Phosphat aus entwässerten Moorböden werden Oberflächengewässer mit großen Nährstoffmengen belastet. Wenn man sich das alles vor Augen führt, wird klar: Torf gehört ins Moor und nicht in den Garten!

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Die Verwendung von Torf als Pflanzsubstrat

Torf ist vor allem wegen seines geringen Preises, seiner guten Wasserhaltefähigkeit und dem geringen Gewicht, das zu geringen Transportkosten führt, im Gartenbau beliebt. Weiterhin hat er keine Krankheitskeime oder Unkrautsamen im Gepäck. Sogar seine Nährstoffarmut kann Vorteile haben: die Erdenhersteller können ihre Substrate gezielt aufdüngen und optimal auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Kulturen einstellen.

Allerdings hat Torf auch Nachteile. Wenn Torfsubstrate einmal ausgetrocknet sind, können sie Feuchtigkeit schlecht wieder aufnehmen und auch bei der Luftkapazität (wichtig, damit Wurzeln nicht faulen) schneidet er nur mittelmäßig ab. Außerdem enthält Torf keine lebendigen Mikroorganismen, die aber für die Umwandlung organischer Dünger wichtig sind.

Tipps zum Gärtnern ohne Torf

Durch die Verwendung von torffreien Erden können Gärtner dazu beitragen, die Moore zu schützen und die Umwelt zu schonen. Allerdings müssen einige Dinge beachtet werden:

  • Torffreie Erden können Wasser etwas schlechter speichern und Pflanzen benötigen daher ca. 10% mehr Wasser. In Kübeln und Blumenkästen kann das mit einer Beimischung von Tongranulat oder Perlite ausgeglichen werden.
  • Torffreie Erden müssen regelmäßiger gedüngt werden, da Nährstoffe nicht ganz so gut gehalten werden können. Organische Langzeitdünger wie Schafwollpellets können hier Abhilfe schaffen!
  • Weil Mikroorganismen in torffreien Erden aufgrund ihrer Zusammensetzung aktiver sind, sollte ein geöffneter Sack nicht zu lange gelagert werden.
  • Aussaaterden für Keimfreiheit ca. 30 Minuten bei ca. 100°C im Backofen sterilisieren.

Tipps zur Auswahl torffreier Erden

Um sicherzustellen, dass man torffreie Erden kauft, sollte man auf die Bezeichnung „Torffrei“ oder „ohne Torf“ achten. Im Kleingedruckten der Verpackung sind die Ausgangsstoffe und ggf. vorhandene Gütesiegel angegeben. Es kann hilfreich sein, verschiedene Erden in kleineren Gebinden auszutesten und zu notieren, welche am besten funktioniert hat, z.B. in Hinblick auf Wasserspeicherfähigkeit, Struktur des Materials, Geruch, Pflanzenwachstum und -gesundheit. Besonders bei Substraten für Zimmerpflanzen und Anzucht in der Wohnung kann der Geruch eine große Rolle spielen. Eine Marktübersicht findet man in der Produkt-Datenbank der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR), die über 250 torffreie Produkte listet.

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Torfersatzprodukte

Es gibt eine Vielzahl von Torfersatzprodukten, die für den Gartenbau genutzt werden können. Hier sind einige davon:

Kompost

Kompost ist ein guter Torfersatz, den man im Garten leicht selbst herstellen kann. Er sollte aber möglichst mit bestehender Gartenerde oder etwas Sand gemischt werden, da er sich aufgrund seines höheren pH-Werts und Salzgehaltes sonst nicht für alle Kulturen eignet. Insbesondere betrifft das Pflanzen, die saure, kalkarme Böden benötigen. Erdenwerke nutzen 20-40 Prozent Kompost als Ausgangsmaterial. Sogenannter Substratkompost ist reifer, sterilisierter und biologisch stabilisierter Kompost mit begrenzten Mengen an löslichen Pflanzennährstoffen und Salzen und wird durch das RAL-Gütezeichen gekennzeichnet. Er ist günstig bei vielen lokalen Anbietern erhältlich.

Holzfasern

Auch Holzfasern sind schon heute Bestandteil vieler Erden. Sie werden aus Restmaterial von Nadelhölzern produziert, die in Sägewerken anfallen. Substrate mit Holzfasern sind gut wasserdurchlässig und können viel Luft speichern. Pflanzen in Erden mit großem Holzanteil müssen daher häufiger bewässert werden, sind aber dafür nicht anfällig für Staunässe.

Kokosfasern

Kokosfasern und Kokosmark fallen als Reststoffe bei der Verarbeitung von Kokosnüssen an. Auch sie haben eine höhere Luftkapazität, aber eine geringere Wasserhaltefähigkeit als Torf und sind aus gärtnerischer Sicht gut geeignet. Allerdings sollten sie vermieden werden, da sie sehr lange Transportwege haben und für den Verbraucher schwer nachvollziehbar ist, aus welchen Quellen sie stammen und ob dort Menschen oder Ökosysteme unter dem Anbau leiden.

Torfmoos

Seit einiger Zeit untersuchen Forscher, ob man Torfmoose auf ehemaligen Hochmoorflächen als Ersatzstoff anbauen kann. Dafür wurden Flächen wiedervernässt und Versuche mit einer sogenannten Paludikultur gestartet. Die Moose aus der Familie „Sphagnum“ werden nach einiger Zeit geerntet und getrocknet und Erden zugesetzt. Da auch Torf zum großen Teil aus abgestorbenen Moosen besteht, und diese ähnliche Eigenschaften aufweisen (strukturstabil, leicht, geringer Nährstoffgehalt und pH-Wert), sind die bisherigen gartenbaulichen Versuche sehr vielversprechend. Der positive Nebeneffekt: im Bereich der Anbauflächen nimmt durch die Vernässung der Ausstoß von Treibhausgasen ab. Bis zu einer guten Wirtschaftlichkeit wird es wohl noch eine Weile dauern, aber ein Anfang ist gemacht!

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Fazit

Die Verwendung von Torf im Gartenbau hat erhebliche negative Auswirkungen auf die Umwelt, insbesondere auf die Moore, die wichtige Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten darstellen. Es gibt jedoch zahlreiche Alternativen zu Torf, die den Gartenbau nachhaltiger und umweltfreundlicher machen können. Durch die Verwendung von torffreien Erden und Torfersatzprodukten wie Kompost, Holzfasern oder Torfmoos können Gärtner dazu beitragen, die Moore zu schützen und die Umwelt zu schonen. Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass jeder Einzelne durch seine Entscheidungen einen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann.